„Die Zeit des Durchregierens von oben ist zu Ende. Gute Politik wächst von unten. Für uns ist die Einmischung der Bürgerinnen und Bürger eine Bereicherung“, so ist es im Koalitionsvereinbarung der grün-roten Landesregierung zu lesen. Dies gilt nicht nur in der Landespolitik, das muss auch in der kommunalen Hemminger Ortspolitik unser Leitbild sein. Denn auf örtlicher Ebene erfahren die Menschen, dass gesellschaftliches Engagement das Zusammenleben fördert. Hier entscheidet sich, ob sie gerne im „Ländle“ leben.
Mitmachen können sie in vielfältiger Weise, angefangen vom Gemeinderat und den politischen Parteien, der Feuerwehr, den Kirchen und Wohfahrtsverbänden, den meist sportlichen und kulturellen Vereinen bis zu den Fördervereinen und den kleinen Sozialdiensten im Auftrag der Gemeinde. Hier sind in Hemmingen täglich viele Menschen unterwegs, die sich ehrenamtlich einbringen. Ohne sie gäbe es keine lebendige Gemeinde. Doch die Anzahl der ehrenamtlich Tätigen nimmt jährlich ab. So haben viele Vereine Probleme, ihre Vorstandspositionen überhaupt noch zu besetzen. Was früher als besondere Ehre galt, die Wahl zum Vereinsvorsitzenden, ist heute oft ein „Breitschlagen dem Verein zu Liebe“ geworden. Die Gründe liegen in der sich ändernden Arbeitswelt und in einem Konsumdenken, das überall Platz greift.
Da ist es sehr wohltuend, wenn, wie in dieser Woche, ein neuer Verein gegründet wird, der künftig die Interessen aller Gewerbetreibenden von Hemmingen vertreten will. Wir gratulieren an dieser Stelle dem Verein „WiSo-Hemmingen“ zur Neugründung und wünschen einen guten Start. Doch andere Vereine haben Probleme, ob sie überhaupt noch ihr angestammtes Vereinsfest durchführen können, oder ob sich auch in Zukunft noch jemand für den Vorstand interessiert. Hier muss sehr bald ein Umdenken stattfinden, sonst gibt es bald größere Lücken im jährlichen Vereinskalender.
Informiert sein, ist die Voraussetzung dafür, dass Bürgerinnen und Bürger mitmachen können und sich einbringen. Trotz Internet, Handy und stundenlangem Fernsehkonsum werden die Hemminger von den vielen Mitmachangeboten nur dann erfahren, wenn sie diese gut aufbereitet im Gemeindemitteilungsblatt frühzeitig lesen können. Daher ist es wichtig, dass diese wichtigste Informationsquelle weiterhin wöchentlich in guter Aufmachung erscheint. Die SPD-Gemeinderatsfraktion hat bei den Haushaltsberatungen beantragt, dass das Gemeindemitteilungsblatt künftig kostenlos an alle Haushalte verteilt wird. Damit wollen wir dazu beitragen, dass kommunalpolitische Entscheidungen in der Gemeinde besser als bisher akzeptiert werden (vom Baugebiet „Hälde“, über die Nordrandstraße bis zu neuen Bildungskonzepten). Auch wenn es derzeit rd. 2.100 Abonnenten für das „Blättle“ gibt, wie die Gemeinde mittlerweile festgestellt hat, ist dies doch zu wenig bei mehr als 3.500 Wohneinheiten. Andere Gemeinden wie Ditzingen und Korntal-Münchingen haben schon vor Jahren vorgemacht, dass sich das örtliche Leben mit einem kostenlosten Gemeindemitteilungsblatt bereichern lässt. Auch die heimischen Gewerbebetriebe würden sich freuen, wenn ihre Gewerbeanzeigen einen höheren Verbreitungsgrad haben. Demokratie hat auch seinen Preis, informierte Bürgerinnen und Bürger werden sich nicht nur mehr in das Gemeindeleben einbringen, sondern auch konstruktiv an der Politik mitwirken.
Wolfgang Stehmer
Fraktionsvorsitzender